„Auf hohe Gipfel der Alpen“ war der Titel dieser Tour im Programmheft der Sektion. Das versuchten wir in der Tourenwoche mit Inhalt zu füllen.
Zunächst steuerten wir die Grajischen Alpen um das italienische Aosta an. Eine sehr weite Fahrt aus Mittelhessen. An einen Hüttenaufstieg am Anreisetag war nicht zu denken. Daher verbrachten wir eine Nacht in einem einfachen aber wunderschön oberhalb des Aostatals gelegenen Hotel. Am nächsten Tag ging es dann aber hinauf zum Rifugio Vittorio Emanuele (2.735 m) am Fuße des Massivs des Grand Paradiso. Um sicher unterwegs zu sein, nutzten wir den Rest des Tages für eine Wiederholung der Spaltenbergungstechnik. Am Folgetag bestiegen wir zur Höhenakklimatisation den Berg Le Tresenta (3.609 m). Hier merkten wir zum ersten Mal, wie der wenige Schnee – im Winter gab es kaum Niederschläge – unsere Touren erschweren würde. In der Literatur als einfacher Firnanstieg beschrieben, mussten wir uns mehrere hundert Höhenmeter durch rutschenden Schutt hochwühlen und im Abstieg aufpassen, nicht von sich bewegenden Brocken getroffen oder mitgerissen zu werden.
Am nächsten Morgen startete früh unser Angriff auf den Grand Paradiso (4.061 m). Wir wählten eine Route mit einem recht hohen Gletscheranteil über den Ghiacciaio Laveciau, die uns aber durch einige spannende Spaltenzonen führte. Sie traf später auf den Normalweg und führte uns so gemeinsam mit zahlreichen anderen Bergsteigern auf den Gipfel. Die ausgesetzten aber recht einfachen Kletterstellen (II) im Gipfelbereich meisterten wir ohne Probleme. Zur Tortur wurde dann aber der Abstieg auf dem Normalweg. Schnell waren wir heraus aus dem Schnee und vom Gletscher runter. Aber die darauffolgenden Passagen durch Schutt und über kilometerlangen Gletscherschliff waren enorm kräftezehrend. Oft war die Wegfindung schwierig und das Ganze zog sich über Stunden hin. Wir waren sehr froh für den Aufstieg eine andere Route gewählt zu haben. Der Gran Paradiso gilt als einer der einfachsten 4000er. Zumindest unter diesen Bedingungen extremer Schneearmut konnten wir das nicht bestätigen. Froh waren wir, als wir am späten Nachmittag in der Hütte ankamen. Tags darauf schonten wir uns daher mit einem lockeren Ausflug zum benachbarten Rifugio Chabod (2.750 m), einem anderen Ausgangspunkt für die Besteigung des Gran Paradiso.
Dann stand der Gebietswechsel ins schweizerische Wallis an. Von der Täschhütte (2.701 m) aus, wollten wir den Alphubel angehen. Den ersten Tag nutzen wir zur Erkundung des Gletscherzustiegs. Uns war bewusst, dass wir diesen Weg am Folgetag wegen des gebotenen sehr frühen Starts in Dunkelheit zurücklegen mussten. Genauso kam es auch, aber wir fanden aufgrund unserer Erkundung ohne Probleme den Weg. Schnell standen wir auf dem leider ebenfalls weitgehend aperen Gletscher. Erst nach zwei Steilstufen erreichten wir den Schnee und fanden uns kurz darauf im Alphubeljoch wieder. Eine lange Querung und einen steilen Anstieg später, standen wir am Gipfel (4.206 m). Es war gerade einmal 8:15 Uhr. Beim Abstieg konnten wir uns daher Zeit lassen. Noch waren die Schneebrücken über die Spalten aufgrund des nächtlichen Frosts fest und unsere Route somit sicher. In der Hütte gönnten wir uns dann erstmal einen Imbiss und ein verdientes Mittagsschläfchen.
Am letzten Tag stiegen wir früh ab und traten die leider wieder sehr weite Heimreise an, überaus zufrieden, unsere Gipfelziele erreicht zu haben.
Text: Peter Mandler
Fotos: Markus Ludwig
Foto 1:
Die Gruppe vor dem Ghiacciaio Laveciau, dem Gletscher, in dessen oberen Bereich die Aufstiegsroute zum Gipfel des Gran Paradiso verlief.
Foto 2:
Drei der fünf erfolgreichen Gipfelstürmer am Gran Paradiso (4.061 m).
Foto 3:
Am Gipfel des Alphubel (4.206 m).