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Hochkalter, Watzmann & Klettersteige im Berchtesgadener Land

27.09.2024

Unter der Leitung von Gernot Zimmerschied fand vom 13. – 20.07.2024 die Tour „Watzmann, Hochkalter, Klettersteige im Berchtesgadener Land“ (KS16)“ statt.

Die Gruppe traf sich bereits einige Wochen vor Tourenstart zu einer Vorbesprechung im Wetzlarer Cube. Wir besprachen für Klettersteige ausrüstungsrelevante Gegenstände sowie die grobe Tourenplanung. Am Treffen nahmen auch die Teilnehmer der in der Klettersteig-Tour KS15 „Dolomiten“ teil, die eine Woche zuvor stattfand.

 

Wir trafen uns am 13. Juli 2024 um 15 Uhr auf dem Zauberwald-Parkplatz in Ramsau.

Dieser Parkplatz ist der optimale Treffpunkt zum Aufstieg auf die Blaueis-Hütte (1680 Hm). Hier hatten wir für 2 Nächte gebucht. Wir ließen den Aufstieg gemütlich angehen und legten bei leicht einsetzenden Regen eine kurze Rast auf der Schärtenalm ein. Plötzlich erblickten wir in der Ferne einen äußerst dynamisch und sportlich wirkenden Bergwanderer, der sich ganz offensichtlich auch auf dem Weg hoch zur Blaueis-Hütte befand. Ich schaute ihn skeptisch an und rief „Bernd?“. Ja, ich bin´s! Bernd, der noch fehlende Teilnehmer unserer Gruppe hatte uns bereits eingeholt, unglaublich. Unsere 7-köpfige Gruppe war geboren. Bernd, der bereits in der Vorwoche einen Ausbildungskurs in den Tannheimer Bergen absolviert, hatte beim Übersetzen leider nicht die optimale Strecke gewählt – gleichwohl der Plansee immer eine Reise wert ist.

Wir vereinbarten telefonisch am Parkplatz, dass er den gemütlichen Wanderweg hoch zur Hütte alleine bestreitet. Der Regen ließ nach und wir kamen nach einer guten Stunde an der Blaueis-Hütte an. Wir checkten ein, bezogen unsere Betten und genossen den abendlichen Hüttenzauber. Wir waren gut gelaunt, denn für Sonntag war hervorragendes Wetter angekündigt.

Unsere erste Tour führte uns am Sonntag, 14. Juli 2024, auf den Hochkalter, einen Klassiker der Berchtesgadener Alpen. Dieser Berg ist für „normale“ Wanderer nicht ganz einfach zu besteigen. Wir brachen unmittelbar nach dem Frühstück gegen 8 Uhr auf. Zunächst über einen schönen Wanderweg bis hin zum Fuße des Berges, dann immer steiler ansteigend, schließlich Helme auf, Gurt an und die letzten 70 Hm bis zum „Schönen Fleck“ im II Klettergrad. Nach weiteren ca. 400 Meter Gehgelände standen wir vor einer ca. 15 Meter hohen „Steilwand“, die wir alle gut beklettern konnten. Wir genossen eine wahnsinnige Aussicht. Es bot sich ein Blick auf eine Wolkendecke, wie man sie nur aus Fliegern in 10.000 Höhe kennt. Nach weiteren knapp 2 Stunden erreichten wir den Gipfel, den Hochkalter. Dieser Gipfel ist mit seinen 2607 Hm der höchste Gipfel des gleichnamigen Gebirgsstocks und damit einer der höchsten Berge Deutschlands. Wir rasteten ausgiebig, schossen ein Gipfelfoto und machten uns nach einer halben Stunde auf den Rückweg. Eine kleine Überraschung sollte auf der Hütte auf uns warten. Die 15 Meter Steilwand erforderte für einige Bergfreunde etwas Mut, aber auch Vertrauen: Sitzen im Hüftgurt, Luft unterm Hintern und ab ging´s am Seil via Ablasstechnik. Das erste Highlight war geschafft!

Am zweiten Tourentag mussten wir zum Watzmannhaus übersetzen. Der Tag war sonnig und wir waren weiterhin gut gelaunt. Naja, bis auf Michael, vielleicht, und diejenigen, die mit ihm fühlten. Sein Portemonnaie hatte den Weg zurück vom Gipfel des Hochkalter zur Blaueis-Hütte leider nicht gefunden. Aufregung am Abend des ersten Tourentages. Wir sprachen einige Bergfreunde an, die sich am Folgetag zum Gipfel aufmachen wollten, sie mögen bitte nach der Börse schauen. Machen wir´s kurz: Michael bekam seine Börse wieder! Er erhielt am Abend unseres zweiten Tourentages einen Anruf von der Polizei. Freundliche Bergsteiger hatten sie entdeckt und ins Tal mitgenommen … und, es war noch alles drin! Einen herzlichen Dank von der Sektion Wetzlar an die ehrlichen Finder.

Den Aufstieg zum Watzmannhaus starteten wir vom Parkplatz Hammerstiel. Anfänglich eine schöne Wanderung durch den Wald, bis wir schließlich die leider geschlossene Stubenalm erreichten. Kurze Enttäuschung, denn wir hatten uns bereits auf eine Schorle eingestellt. Zum Glück hatte die etwas weiter oben gelegene Mitterkaser-Alm geöffnet. Hier rasteten wir ausgiebig … Kuchen, Kaffee, Schorle, alles was reinging! Der weitere Aufstieg zog sich ein bisschen hin, und er wurde steiler. Schließlich erreichten wir das Watzmannhaus. Dieses Haus ist eine Alpenvereinshütte der Sektion München (1930 Hm). Es liegt auf dem Falzköpfl nördlich unterhalb des ersten Watzmann Gipfels, dem Hocheck. Voller Erwartung auf eine wohlverdiente Dusche wurden wir enttäuscht. Naja, wir sind ja schließlich Bergsteiger, und da muss man halt mal durch … der Waschraum war groß, ausreichend Wasserhähne aber leider wenig Druck. Was soll´s, Blick nach vorne, der Watzmann wartete.

Am dritten Tourentag starteten wir gleich nach dem Frühstück, so gegen halb 8. Leider war für Nachmittag Gewitter angekündigt. Anlass, zunächst nur das Hocheck zu peilen. Anfangs ein paar leichte Serpentinen, dann steiniger und zuletzt etwas Blockgelände. Nach ca. 2 Stunden erreichen den „kleinen“ Watzmann-Gipfel, das Hocheck. Die Sicht war leider sehr eingeschränkt, obgleich sich ab und zu sich weiter Ferne nicht wirklich identifizierbare Gipfel zeigten. Nördlich von uns begann es bereits zu regnen. Trotzdem nahmen wir uns ausreichend Zeit zur Besichtigung der am Hocheck gelegenen Schutzhütte sowie den Klettersteig-Einstieg zur Watzmann-Mittelspitze; Weitergehen kam aber nicht in Frage. Wir machten uns zurück zur Hütte, die wir an diesem Tag frühzeitig erreichten.

Vierter Tourentag: Während des Abstiegs vom Watzmannhaus kehrten wir schließlich doch noch in der Stubenalm ein. Schließlich hatten wir den ganzen Tag Zeit. Auf dem Programm stand an diesem Tag nur noch eine KS-Einweisung am Übungsklettersteig in Schönau, dem Hanauerstein. Hier muss man sich bei der Alpinschule Berchtesgaden anmelden. Nachdem wir die Autos erreicht hatten zeigte Katharina eindrucksvoll ihre Turnkünste; eben mal einen Handstand zur Entspannung für ca. 10 Sekunden, wieder aufgesetzt und gleich noch einen hinterher. Vermutlich wollte sie ihren neuen Bergfreunden demonstrieren, dass die Klettersteige „ruhig kommen können“. Wir fuhren zunächst zu unserer Unterkunft Brennerbascht in Bischofswiesen und bezogen unsere Zimmer. Isa mit Katharina, Benny mit Alexander, und die Oldies Bernd, Michael und Gernot im Dreierzimmer. Wir machten uns aber gleich ab in Richtung Schönau. Am Übungsklettersteig angekommen kauften wir uns erst einmal ein Brötchen; Bäckerei gleich ums Eck, das hatten wir uns verdient. Wir schlüpften in unsere Gurte, legten unsere KS-Sets an, setzten die Helme auf und marschierten mit Stolz ca. 20 Meter in Richtung Hanauerstein. Fünf Routen hatten wir zur Auswahl. Nachdem der Guide die grundlegenden KS-Techniken erläuterte, die Alexander durch sein im Vorjahr in der Brenta erworbenes Wissen eindrucksvoll ergänzte, ging es los. Einmal den C-Teil hoch, ca. 25 Meter, und außen rum zurück. Dann nochmal und wieder und nochmal außen rum zurück und nochmal auf anderen Routen. Es klappte hervorragend! Die beiden nächsten Tage durften kommen, schließlich standen noch 2 „richtige“ Klettersteige auf dem Programm.

Der fünfte Tourentag: Der Schützensteig auf den kleinen Jenner. Dieser leichte und landschaftlich schön gelegene Klettersteig bietet schöne Ausblicke auf den Königssee. Er führt auf den Kleinen Jenner (auch Vogelstein genannt). Der Steig eignet sich hervorragend für Anfänger. Wir fuhren mit den Autos Richtung Obersalzberg bis zum Parkplatz Hinterbrand. Benny, der die Gegend sehr gut kennt, fuhr zielsicher voraus. Vom Parkplatz aus marschierten wir los, machten halt an der Mitterkaseralm, versorgten uns dort aus dem „freundlichen“ Kühlschrank (natürlich mit Obolus) und gingen noch ca. 30 Minuten weiter bis zum Einstieg. Dann die gleiche Prozedur wie am Vortag mit einem ausführlichen Check unserer Ausrüstung. Dann ging es los. Vom Einstieg folgend zunächst auf Bändern einige Meter abwärts zu einer Felseinbuchtung, die wir mit der 3 Meter langen „Seilbahn“ (Flying Fox) überwanden (eine erneute Mutprobe). Danach weiter, zum Teil ausgesetzt, über Bänder und Felsquerungen hin zu einer kleinen Hängebrücke. Nach weiteren 30 Minuten erreichten wir überglücklich den Gipfel des Kleinen Jenner (1694 Hm). Aber der Tag war noch lange nicht zu Ende. Wir marschierten weiter zur Bergstation der Jenneralm und nach einem kurzen Aufenthalt weiter in Richtung der Österreichischen Grenze zum Schneibsteinhaus, wo wir uns u.a. mit Kuchen verköstigten. Der Rückweg war dann etwas länger. Wir hatten am Gasthof Vorderbrand angekommen, platte Füße. Benny organisierte bereits am Vorabend einen Tisch, er kennt die Wirtin sehr gut, sie begrüßte ihn außergewöhnlich freundlich. Ein weiterer schöner Tag ging zu Ende.

Am letzten Tourentag wollten wir es nochmal wissen. Der Grünsteig-Klettersteig in der Isidor-Variante. Diese Variante ist der leichteste der drei Steige, aber mit C-Stellen. Dieser Steig kostet – man höre und staune – für geführte Gruppen eine Gebühr von 10 Euro pro Person. Wenn man privat unterwegs ist kann man ihn ohne eine Gebühr begehen.

Wir parkten am großen Königssee-Parkplatz und marschierten in Richtung der Eisarena entlang des Rodelbahnweges. Von dort aus hatten wir noch einen ca. 45-minütigen Anstieg zu bewältigen, bis wir schließlich am Einstieg waren. Die Helme setzten wir bereits früher auf, denn der Weg führte entlang einer Steilwand und Schilder wiesen auf Steinschlaggefahr hin.

Und dann geschah es, was eigentlich nicht sein soll. Eine Gruppe, die ein paar Minuten vor uns in den Isidor einstieg, löste einen etwa handballgroßen Stein, der unmittelbar zwischen unserer Gruppe mit einer gehörigen Wucht aufschlug. Man kann es auch „Glück“ nennen, denn ob ein Helm diesem Einschlag standgehalten hätten, ist sehr fraglich.

Nach diesem kurzen Schreck konzentrierten wir uns wieder, checkten unsere Ausrüstung und los ging´s. Der Steig ist zwar nicht durchgehend steil, durchläuft aber immer wieder sehr steile Wandbereiche. Dazwischen grandiose Aussicht hinunter zum Königssee und hinauf zum Watzmann. Der Steig, mit seinen 700 Hm Aufstieg, ist konditionell äußert anspruchsvoll. Er endet an der bewirtschaftetet Grünsteig-Hütte. Isa, die bereits viele Klettersteige in den Alpen kennengelernt hat, kämpfte sich unermüdlich empor und kam schlussendlich gemeinsam mit dem Guide am Gipfel an. Nach weiteren 10 Minuten erreichten wir die Hütte, an der wir ausgiebig rasteten, bevor wir uns an den Abstieg machten. Unsere Tour endete mit einem Besuch der Anlegestelle am Königssee. Eine eindrucksvolle Kulisse mit viel Tourismus.

Samstag, der 20. Juli 2024, dieser Tag musste kommen. Verabschiedung am frühen Morgen an den Autos. Alle ein wenig traurig. Aber auch mit Energie und Tatendrang mit Blick in die Zukunft. Mögen viele weitere tolle Touren folgen.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Isa und Katharina, bei Benny und Alexander sowie bei Bernd und Michael, für die tollen Touren, den Zusammenhalt und die immer anhaltende gute Stimmung.

Euer Guide
Gernot