Klettersteige in den Dolomiten

Unter der Leitung des Trainers Bergsteigen, Gernot Zimmerschied, fand vom 06.07. – 13.07.2024 die Tour „Klettersteige in den Dolomiten (KS15)“ statt.

Wir trafen uns bereits einige Wochen vor Tourenstart zu einer Vorbesprechung im Wetzlarer Cube, wo wir ausrüstungsrelevante Gegenstände, die grobe Tourenplanung sowie das Management unserer beiden Ferienwohnungen besprachen. Am Treffen nahmen auch die Teilnehmer der Watzmann-Tour (KS16) teil.

Wir trafen uns am 06. Juli 2024 in Sankt Christina, Wolkenstein (italienisch Selva di Val Gardena), im wunderschönen Grödner Tal, der Heimat von Luis Trenker, dem bekannten Bergsteiger, der durch seine Filme über die Alpen sowie die Besteigung namhafter Berge (u.a. Nanga Parbat, K2) bekannt geworden ist.

Bereits am ersten Abend, als die Sonne hinter den dichten Wolken hervorstach um uns zu begrüßen, konnten wir den gewaltigen Langkofel und dahinter Teile des Plattkofel bewundern. Der Langkofel, italienisch auch Sassolungo, ist mit seinen 3181 Hm der höchste Berg der Grödner Dolomiten und in Form und Erhabenheit dolomitenweit fast unschlagbar.

Wir bewohnten zwei Ferienwohnungen, die eine etwas größer als die andere, aufgeteilt 3:5. So konnten wir uns früh morgens in der größeren Wohnung gemeinsam bei eigens organisiertem Frühstück (mit hart gekochten Eiern) auf die bevorstehenden Tagestouren einschwingen.

Leider war das Wetter während der gesamten Woche nicht durchgängig sonnig. Das störte uns aber wenig, denn wir waren fest entschlossen unsere Touren in vollen Zügen zu genießen und jeden Tag das Beste rauszuholen, sei es beim Wandern, beim Begehen von Klettersteigen oder in der neuen Eisdiele am Kreisel, die Markus W. gleich am ersten Tag erspähte.

Unsere erste Tour führte uns am Sonntag, 7. Juli 2024, auf einer Anhöhe zwischen Sankt Christina und Wolkenstein hinein in das wunderschöne Langental. Dieses schönste Trogtal Südtirols, führt in nord-östliche Richtung hinein in die Puezgruppe. Es wird im Nordwesten von der Stevia und vom Col dala Pieres, im Norden vom Piz Duleda, den Puezspitzen und dem Puezkofel begrenzt. Am beabsichtigten U-Turn mitten im Tal setzte leichter und schließlich stärker werdender Regen ein. Wir suchten zügig Schutz unter den dichten Bäumen und gingen nach einer Weile hurtig in Richtung Talausgang zum Ciampac-Restaurant, unsere erste quasi „Hüttenrast“. Suppe und Schorle für die Einen; Kuchen, Strudel und Cappuccino für die Anderen. Gleich am Abend besuchten wir die Eisdiele. Aufschlag durch Markus W.: 1x4, dann 1x3 Kugeln, das war zunächst der Rekord, sollte der halten?

Am zweiten Tourentag peilten wir die Kleine Cirspitze, den kleinen Bruder der Großen Cirspitze. Zunächst zur Bahn „Dantercepies“ in Wolkenstein, die uns hoch zum Grödner Joch bringen sollten. Ich kaufte die Karten für Alle, verteilte sie und marschierte voran Richtung Schranke, so halt wie es sich für einen Guide gehört! Zackzack da ist sie. Karte vor den Leser und peng, aua, voll einen vor den Latz. Ich erkannte meinen Irrtum und verbarg meinen Schmerz; es war die falsche Schranke, der Leser des Ausstiegs. Zudem hatte ich meine Rückfahrt „eingelöst“ … Naja, oben angekommen verordnete ich eine kurze Zwangspause aufgrund Regen. Gleichwohl legten wir unsere Klettersteig-Ausrüstung an und führten einen Check durch. Nach wenigen Minuten – der Regen ließ nach – starteten wir Richtung Einstieg, nur ca. 10 Minuten. Zum Gipfel der Kleinen Cirspitze führt ein kurzer, rassiger Klettersteig. Von hier aus hat man einen großartigen Blick auf die Nordwände des Sellastocks, den Langkofel und auf das Hochplateau der Puez Gruppe. Manfred, mit seinen über 80 unser Oldie, ein absolut erfahrener Klettersteigexperte, anfangs besonders beobachtet, denn er war längere Zeit nicht aktiv. Es hatte den Anschein, als sei er immer noch so drauf wie vor 20 Jahren. Grundsätzlich das gleiche galt für unseren Klaus, Kletterspezialist in der Halle. Man erkannte sehr schnell, dass Klaus seine Fähigkeiten ohne Probleme an den Felsen brachte. Am Gipfel angekommen – gerade mal Platz für maximal 8 Personen - pausierten wir kurz und machten uns auf in Richtung Jimmi-Hütte, wo der vorgewärmte Apfelstudel bereits wartete.

Am dritten Tourentag peilten wir die erst 2022 erbaute Ferrata Furcela de Saslonch an. Diese Ferrata mit ihren ca. 500 Meter Länge ist ein ansprechender Klettersteig unterhalb der Langkofelscharte. Zunächst ein nicht ganz leichter Einstieg. Teils sehr ausgesetzte Passagen wechselten mit Gratabschnitten. Der ansprechende Klettersteig wurde am rechten Rand der berühmten Fünffingerspitze angelegt und verläuft im unteren Wandteil bis auf die Höhe der Toni-Demetz-Hütte. Sabine zeigte ihr ganzes Können, das sie sich in den letzten Jahren bei mehreren Klettersteig-Begehungen angeeignet hatte. Ohne jegliche Angst vor den Überhängen und vor der Tiefe kletterte sie selbstsicher empor. Markus L., stetig hinterher wieder einmal bemüht Sabine nicht aus den Augen zu lassen, gleichfalls ohne jegliches Fracksausen, zog sich mit seiner unglaublichen Kraft über jeden Vorsprung. Nach einer kurzen Rast an der Hütte machten wir uns auf den Rückweg, stets das gewaltige Massiv der Sella im Blick. Vor Ankunft an der Unterkunft ab in die Eisdiele und in den Supermarkt, denn wir verköstigten uns abends u.a. auch mit Spaghetti Bolognese. An diesem Tag schauten wir abends die Bergretter, eine bewegende Geschichte mit einem Rettungseinsatz aus dem Wohnwagen in der Felswand, nicht schlecht.

Der vierte Tourentag: Der Pisciadu Klettersteig! Der Klassiker der Dolomiten schlechthin! Dieser in der Sella Gruppe kurz oberhalb von Corvara angebrachte Klettersteig ist die meist befangenste Ferrata in den Dolomiten, wobei die Berühmtheit vollkommen gerechtfertigt ist: Der Steig besitzt normalerweise einen Parkplatz nicht weit vom Einstieg. Dort befindet sich gegenwärtig eine Baustelle. Wir parkten daher weiter oben am Grödner Joch, so dass unser Anmarsch zum Einstieg etwas länger dauerte. Fordernde aber niemals besonders schwierige Passagen in einer Bergkulisse, die ihresgleichen sucht, imposante senkrechte Kletterpassagen am Exnerturm, und eine äußert ausgesetzte Hängebrücke, die Frank1 zumindest im Vorfeld nervlich alles abverlangte. Im Schlussdrittel des Steigs stürmten Frank1 und Sabine vorne weg. Und als ich oben am Exnerturm um die Ecke blickte, hatte er die Brücke schon hinter sich gelassen. Überglückliche Bergsteiger/in am Ausstieg und nur wenige Minuten zur Pisciadu Hütte, an der wir ausgiebig rasteten. Der Abstieg durch das Val Setus ist an vielen Stellen drahtseilversichert. Dadurch wurde unser Rückweg in dem brösligen Gelände erleichtert, gleichwohl höchste Konzentration stets geboten war. Im unteren Bereich wird der Weg allmählich leichter und wir erreichten nach kurzer Zeit den Abzweig in Richtung Grödner Joch. Wie es kommen musste, meist auf dem Rückweg, so kam es. Blut entlang des Weges. Oje … nicht aufgepasst, was war passiert … Manfred war gerutscht, sein Daumen verletzt, aber nicht weiter schlimm. Rettungs-Sanitäter Frank2 kam zum Einsatz.

Am fünften Tourentag stand eine absolute Herausforderung auf dem Programm. Die sehr kurze, aber rassige Via Ferrata Col Rodella. Der Zustieg war äußert einfach. Parken am Sella-Joch und von dort eine kurze Wanderung in Richtung der Bergstation Rifugio des Alpes. Am Fuße des Berges angekommen kurze demokratische Entscheidung den Sessellift als Aufstiegshilfe zu nehmen. Was wohl mag der Grund dafür gewesen sein? Möglicherweise die lautstarken Eingaben von Markus W, die sehr gerne ohne Widersprüche wahrgenommen wurden. Der Klettersteig Col Rodella hat wenige D-Stellen zu bieten. Diese mussten durch den vorauskletternden Guide gesondert gesichtet werden. Es stelle sich aber schnell heraus, dass diese Stellen von allen Teilnehmern gut gemeistert werden konnten, obgleich man hin und wieder ordentlich zupacken musste. Auch Frank2, stets unauffällig und souverän an jedem Klettersteig, genoss sichtlich auch diese Tour. Nach einem kurzen Aufenthalt am Rifugio des Alpes setzten wir uns in den Sessellift, beobachteten die zahlreichen Murmeltiere und trafen unten angekommen einen erneuten demokratischen Beschluss zur Einkehr in die Baita Miara Hütte. Tageshighlight war jedoch am Abend, als Markus W. den erst kürzlich aufgestellten Eiskugelrekord auf „4+8“ erhöhte. Wahnsinn.

Der sechste und letzte Tourentag war verregnet. Das minderte aber unsere Lust auf eine „wunderschöne“ Wanderung nicht. Die nahe gelegene Regensburger Hütte (2040 Hm), berühmt als genialer Ausgangspunkt für die Besteigung des Sas Rigais, war unser Tagesziel. Schlappe 500 Hm mussten wir überwinden. Nach ausgiebigem Frühstück machen wir uns los. Vorbei an der Col Raiser Bahn. Zu Beginn noch ohne Schauer, jedoch mit Annäherung an die Hütte immer bisserl mehr, bis wir schließlich unsere Jacken rausholen und unsere Rucksäcke abdecken mussten. An der Hütte angekommen hatten wir einen guten Grund uns so richtig lange dort droben aufzuhalten. Nach ca. 2 Stunden machten wir uns ab, schließlich wollten wir noch einmal unsere Eisdiele besuchen.

Traurig, aber der Samstag, der 13. Juli 2024, musste kommen. Verabschiedung am Abend. Das Team Klaus, Manfred und Markus W. startete bereits gegen 4 Uhr. Gernot kurz danach Richtung Berchtesgadener Land. Nicht wenig später brachen auch Sabine und Markus sowie das Team Frank Richtung Heimat auf.

Ich bedanke mich ganz herzlich für die außergewöhnliche Harmonie, die tollen Touren und die gute Stimmung, die bis zum letzten Tag anhielt.

Euer Guide Gernot

 

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