Nachdem aufgrund der Coronalage lange unklar gewesen war, ob die Tour überhaupt stattfinden kann und sich die Gruppe krankheitsbedingt (aber kein Corona) etwas reduziert hatte, reisten wir zu viert mit dem sektionseigenen Bus an.
Dieser bot genug Platz für alle Reisenden, Gepäck, umfangreiches Reparaturmaterial und drei Bikes auf dem Heckträger. Gleichzeitig konnten wir eine höhere Reisegeschwindigkeit als mit unserem Anhänger fahren.
Am ersten Tourentag ging es gleich zum Einrollen auf den Tremalzo – jedoch nicht wie üblich auf den Passo di Tremalzo, sondern vorher über die Bocca di Caset auf eine wenig bekannte Variante zur Malga di Caset. Die sehr interessante Abfahrt hielt dann doch einige Delikatessen der Fahrtechnik bereit, obwohl sie die Schwierigkeit S2 kaum überstieg.
Abends wurden schon die Bikes auseinander genommen und im Bus verpackt, so dass wir am Dienstag bereits früh in Richtung Idrosee unterwegs sein konnten. Von unserem Parkplatz direkt oberhalb des Idrosees ging es über schier endlose Asphaltkehren knappe 900 Hm hinauf, bis wir uns am Rifugio Rosa mit einem Cappuccino oder einer Cola stärken konnten. Nach weiteren 150 Hm hatten wir das Forte Cima Ora erklommen, dass wahrhaft spektakuläre Blicke auf den Idrosee und ins Adamello- und Brentagebirge gewährt.
Es folgte der wohl beeindruckendste Teil – eine drahtseilversicherte Querung eines geschätzt 400 Meter tiefen Abgrunds auf einem stellenweise nur ellenbreiten Weg – selbstverständlich nicht im Sattel. Danach schlossen sich immer wieder Schiebe- und Tragepassagen an, bis der Trail endlich etwas Nachsicht zeigte und in einen ca. 6 Kilometer langen flowigen Singletrail auslief.
Am Tag drei war es endlich Zeit für eine weitere besondere Tour. Sie führte uns von unserem Heimatort Bezzecca durch das Val di Concei auf einem etwas steileren Anstieg zur Bocca di Trat. Auf dem Weg besichtigten wir eine alte Stellung aus dem 1. Weltkrieg an der Rocca und kauften auf der Malga di Trat deren hervorragenden Käse ein. Nur wenige Meter hinter der Bocca di Trat erwartete uns das Rifugio Nino Pernici. Hier bekommt man nicht nur hervorragende Strangola pretti und Spaghetti, sondern genießt auch einen herrlichen Rundblick über die Gardaseeberge bis zum Monte Baldo. Noch mehr bekommt das Auge zu sehen auf den nächsten Kilometern, wenn es über einen schmalen Pfad am Hang entlang zur Bocca Saval geht, wo wir an den Ruinen eines Militärhospitals aus dem 1. Weltkrieg eine Pause machten. Weiter schiebend und stellenweise fahrend ging es weiter bis zur Bocca Dromae und von dort über einen zunächst sehr holprigen Trail zu einer weiteren Stellung und von dort über einen fordernden Pfad mit reichlich losem Gestein hinab zum Lago di Ledro. Zum guten Abschluss umrundeten wir noch den See.
Normalerweise war ein Tag für schlechtes Wetter reserviert, da sich dieses partout nicht einstellen wollte, erschien es uns trotzdem sinnvoll, einen Pausentag einzulegen. Zur Regeneration kurbelten wir mit niedrigem Puls durch das Val di Concei hinauf und hinab und noch zu einem spektakulären Wasserfall. Am Nachmittag fuhren wir mit dem Bus nach Arco hinab und bestiegen noch das Castello di Arco, was sich als sehr lohnend heraus stellte.
Für den Freitag war leider Gewitter vorhergesagt, weshalb wir einen etwas verkürzten Tourentag planten. Es ging nochmals in Richtung Bocca di Trat, jedoch bei der vorher erwähnten Stellung in den Wald auf den Sentiero 403, der uns nochmals einen sehr lohnenden Downhill brachte.
Dieser sollte auch der letzte bleiben, denn das heranziehende Regengebiet bewegte uns zu einer vorgezogenen Abreise. Dennoch blieben die vollzogenen Touren, die schönen Ausblicke und auch die kulinarischen Erfahrungen in bester Erinnerung.
Typisch für die moderne Spielart „Bikebergsteigen“ des Mountainbikens waren die technisch und kräftemäßig anspruchsvollen Abfahrten, die geringe Anzahl der gesammelten Kilometer und Höhenmeter, die dafür allesamt steil und oft tragend erobert werden mussten.
Text und Bilder: Karlheinz Nickel